Spanisch-Amerikanischer Krieg

Spanisch-Amerikanischer Krieg
I
Spanisch-Amerikanischer Krieg,
 
militär. Konflikt (1898) zwischen der Kolonialmacht Spanien und den USA, die sich wegen des 1895 auf Kuba ausgebrochenen Aufstands ihren politischen und wirtschaftlichen Interessen entsprechend für die Unabhängigkeit Kubas einsetzten und gleichzeitig Handlungsfreiheit für eine aktive Ostasienpolitik gewinnen wollten. Nachdem Präs. W. McKinley trotz zunehmenden diplomatischen Drucks nur unzulängliche Konzessionen erwirkt hatte, nahm er u. a. die ungeklärte Explosion des amerikanischen Kriegsschiffes »Maine« im Hafen von Havanna (15. 2. 1898 260 Tote) zum Anlass, Spanien den Krieg zu erklären (21./25. 4. 1898). Fast alle Entscheidungen des Kriegs fielen zur See: Im Pazifik wurde die veraltete spanische Flotte am 1. 5. 1898 in der Bucht von Manila, im Atlantik nach der Erstürmung der Höhen von San Juan (1. 7.) bei Santiago de Cuba vernichtet (3. 7.); die Stadt selbst kapitulierte am 17. 7. Im Frieden von Paris (10. 12. 1898 gab Spanien alle Ansprüche auf Kuba auf, das daraufhin in Abhängigkeit von den USA geriet (u. a. Militärverwaltung bis 1902, Platt Amendment); die USA erhielten die Philippinen (gegen 20 Mio. US-$ Entschädigung), die spanischen Besitzungen Guam und Puerto Rico sowie die ebenfalls schon während des Krieges besetzten Inseln Wake und Hawaii. Der (erstmalige) Erwerb von Kolonialbesitz für die USA löste eine heftige innenpolitische Debatte aus. Während Spanien seine Bedeutung als Kolonialmacht verlor, gewannen die USA die Vormacht in der Karibik sowie die aus wirtschaftlichen Gründen angestrebte unmittelbare Präsenz in Ostasien und legten den Grund für ihre Rolle als Weltmacht.
 
 
J. W. Pratt: America's colonial experiment (New York 1950);
 F. B. Freidel: The splendid little war (Boston, Mass., 1958);
 H. W. Morgan: America's road to empire. The war with Spain and overseas expansion (New York 31967);
 D. F. Trask: The war with Spain in 1898 (ebd. 1981).
II
Spanisch-Amerikanischer Krieg
 
Die USA erlebten nach Beendigung des Sezessionskrieges einen beispiellosen wirtschaftlichen Aufstieg. Am Ende des Jahrhunderts hatte die industrielle Produktion diejenige jedes anderen Industriestaates überflügelt. Gleichzeitig begann die wirtschaftliche Expansion nach Lateinamerika und in den pazifischen Raum. Die außerordentliche Leistungssteigerung von Industrie und Landwirtschaft wurde im Wesentlichen durch das sprunghafte Anwachsen der Bevölkerung und durch die riesigen Einwandererzahlen (im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts rund 4 Millionen) ermöglicht.
 
Die expandierenden wirtschaftlichen Verflechtungen weit über die Grenzen des Kontinents hinaus führten die US-Amerikaner zwangsläufig in weltpolitische Konfliktsituationen. Bei ihrem Vordringen in den Pazifik stießen sie auf die europäischen Großmächte, die auch in diesem Raum auf der Suche nach neuen Kolonialgebieten und militärischen Stützpunkten waren.
 
Auf der Berliner Kongokonferenz waren die Vereinigten Staaten erstmals durch einen Beobachter vertreten gewesen. Eine weitere Konferenz in Berlin übertrug 1889 die Samoainseln einem gemeinsamen Protektorat Deutschlands, Großbritanniens und der USA. Die Vereinigten Staaten reihten sich mit diesem Kolonialabkommen in die Gruppe der imperialistischen Mächte ein. Obwohl die neue weltpolitische Aktivität der amerikanischen Regierung auf heftige Kritik einer starken Opposition im Lande stieß, wurde der Bau einer schlagkräftigen Flotte in Auftrag gegeben und dies mit dem Schutz der überseeischen Besitzungen begründet. Auch darin unterschieden sich die USA nun nicht mehr von den anderen Weltmächten.
 
Der Aufstand der Kubaner gegen die spanische Kolonialherrschaft wurde zunehmend von den Vereinigten Staaten unterstützt; die als Provokation empfundene, ungeklärte Explosion des amerikanischen Kriegsschiffes »Maine« im Hafen von Havanna führte zur Intervention des amerikanischen Präsidenten McKinley und zur Kriegserklärung an Spanien Ende April 1898. Es wurde ein Krieg zwischen zwei sehr ungleichen Gegnern. Es stellte sich sehr rasch heraus, dass die veraltete spanische Flotte den modernen Kriegsschiffen der US-Amerikaner nicht gewachsen war. Sie besetzten Kuba und ebenso die Philippinen. Durch Vermittlung Frankreichs kam am 10. Dezember 1898 in Paris der Friedensvertrag zustande, in dem Spanien auf seine Besitzungen in Ostasien und Westindien verzichtete. Kuba wurde unabhängig, allerdings unter amerikanischem Protektorat. Die Vereinigten Staaten erhielten Puerto Rico, Guam und die Philippinen sowie die im gleichen Jahr annektierten Hawaii-Inseln.
 
Die neue Expansionspolitik der Vereinigten Staaten sollte insbesondere von Theodore Roosevelt gefördert werden, der 1901 Präsident wurde.

Universal-Lexikon. 2012.

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